Als Coup bezeichnet man eine gewagte und meist unerwartet durchgeführte, erfolgreiche Unternehmung. Ein Auftritt bei Studio Amani und ein Kurzfilm später lassen konstatieren: Unerwartet – ja, gewagt – eher weniger. Ob die Unternehmung dennoch von Erfolg gekrönt ist, erfahrt ihr hier.
Short Facts
- 13 Tracks | 40 Minuten
- Features von Haiyti, Joy Denalane & Yonee
- produziert von Die Achse (Farhot und Bazzazian) Brenk Sinatra & Die Enginearz
- Label: Four Music
- Releasedate: 12. August 2016
Review
Zunächst ein Wort über die Beats, die ordentlich pumpen: Auch wenn Xatar und Haftbefehl stets die Atmosphäre der Beats treffen und daraus dope Tracks machen, geht das Spektakuläre am Album eher auf die Kappe der Producer um Brenk Sinatra, den Enginearz sowie Farhot & Bazzazian („Die Achse“). Der homogene Sound, der immer genügend Abwechslung bietet, würde auch für sich genommen wunderbar funktionieren. Somit steht die Auswahl der Beats auf „Der Holland Job“ für sich und fügt sich schlüssig in die bisherigen Solo-Releases der beiden ein. Wir bekommen auf jedem Track die wuchtigen Haftbefehl Basslines mit den trockenen Xatar Drums serviert. Auch wenn mich „Kanack“ doch etwas zu stark an Haftbefehl’s „CopKKKilla“ erinnert – die Hintermänner der zwei Rapper ergänzen sich also schon einmal ausgezeichnet.
Kommen daher zum Inhalt: Was uns bei diesem Gipfeltreffen der aktuell besten deutschen Gangster Rapper thematisch erwartet, war eigentlich abzusehen: Aggressives Gepose als Alphamännchen, Freude an materiellem Luxus sowie Geschichten aus dem Leben eines Ex-Kriminellen und die damit verbundenen Selbstzweifel. Letzteres beschränkt sich auf „Paranoid“ und „Lauf der Dinge“ mit einer starken Joy Denalane. Zwar war der ziemlich konzentrierte Themenkreis schon auf allen Alben von Xatar und Haftbefehl präsent, wurde aber immer wieder aufs neue zu einer stimmigen und interessanten Geschichte verwoben. Hier leider nicht. Alles in allem bietet „Der Holland Job“ inhaltlich wenig neues.
So richtig hängengeblieben sind mir nur eine Handvoll Lines. Zum Glück haben Coup mit „Sie killt für mich“ und „AfD“ aber dennoch zwei Ausnahmetracks draufgepackt, die beide richtig zünden. Auf dem ersten Track stellen sie eine gelunge Verbindung zu Bonnie und Clyde her und kombinieren das ganze mit einem leicht dunklen R&B-Flair. „AfD“ hingegen punktet auch dadurch, dass sie einfach wissen wer sie sind – keine großen Conscious-Rapper, aber dennoch ein Sprachrohr für viele da draußen, die keine Lösungen sehen und Zustimmung unter Gleichgesinnten suchen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Album ist nicht schlecht und so hat auch jeder Track bis auf ein paar Ausnahmen etwas Eigenes, das man so noch nicht von den beiden gehört hat. Dennoch bleiben ein paar eintönige Eindrücke hängen. Problem Nr. 1: Meistens sind die eigenen Elemente nicht besonders langlebig, da sie entweder eine der unzähligen gechoppten Hooks, die Aura der Rapper oder eine atmosphärische Note hervorheben, die eher vom Instrumental stammt. Dennoch soll dies kein Vorwurf sein, denn beide Rapper spielen einfach ihre jeweiligen Stärke voll aus und behindern sich nicht gegenseitig. Xatar wie gewohnt mit ordentlich Druck in der Stimme, Haftbefehl dagegen mit seinem flexiblen Flow.
Problem Nr. 2: Neben den drei treibenden Singles („500,“ „Ich zahle gar nix“ und „Gib Geld“) wirken die übrigen Representer stellenweise sehr redundant, was das Gesamtbild am Ende ziemlich trübt.
Eine Ausnahme ist „Alles Kebap“, das durch ein reduziertes Instrumental aus einem stilvoll gehaltenen Geigen-Sample und staubigen Drums punktet. Genau der richtige Unterboden, zu dem Xatar und Haftbefehl ihren Charme ausspielen können. Anstatt wie sonst wild mit dem Kopf zu nicken, kann man hier einfach mal lässig von links nach rechts wippen.
Fazit
Alles in allem ist das Album nicht schlecht und wirkt zu keinem Zeitpunkt nach eigeplanter Marktdominanz und langweilig kalkulierter Musik. Der Kurzfilm ist möglicherweise aber dennoch das einzige, wofür man „Der Holland Job“ in Erinnerung behalten wird. Es ist einfach eine wohlklingende LP, die einen erwähnenswert eigenständigen Sound aufweist, aber einen wirklichen Banger wie „Sneak Preview“ (ASD) oder „Monstershit“ (Kool Savas) besitzt. „Der Holland Job“ wird bei mir wohl nicht ewig in der Dauerschleife laufen.
Full Stream
Tracklist & Cover
01. Trete Die Tür Ein
02. 500
03. Gib Geld feat. Haiyti
04. Tipp: Ich Zahle Gar Nix
05. Paranoid feat. Yonee
06. Kanack
07. Gib Ma Her
08. Tach Tach
09. Zwei Rolys Pro Arm
10. Tipp: Alles Kebap
11. Lauf Der Dinge
12. Tipp: Sie Killt Für Mich feat. Joy Denalane
13. AFD
Der Beitrag Coup – „Der Holland job“ (Review + Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.