Die erste Videoauskopplung von Huhnmensch und dem bösen Wolf aus der gemeinsamen EP “Tiere sind Cool” kann als klare Kaufempfehlung gewertet werden. Wird sie den Vorschusslorbeeren gerecht?
Da mein Wissen Österreichischem Rap nicht allzu umfangreich ist, habe ich mir schon des Öfteren vorgenommen, etwas mehr Knowledge anzueignen. Meistens kam ich aber nicht weiter als 3-4 Videos auf themessage.at oder rap-austria.at. Das meiste traf einfach nicht meinen Geschmack und klang für mich wie Deutschrap aus den 90ern.
Die Österreicher machen eben Rap, so wie sie Bock haben und das ist auch in Ordnung. Natürlich darf man es nicht allzu sehr romantisieren, denn jeder schaut, wo er bleibt – auch in Österreich. Dennoch fehlt vielerorts der Motor namens Mainstream, der ihre Musik auf die nächsthöhere Ebene manövriert. Ein Trend, der ihnen womöglich dabei hilft, ist die aktuelle instrumentale Retrowelle auf der sowohl Big Names wie Xatar als auch Newcomer wie MC Bomber reiten. Anders ausgedrückt, beabsichtigter BoomBap verschmilzt mit „Gewollt und nicht gekonnt“ und alles wird dope! Ein Beispiel, bei dem ich nicht genau weiß, wie es einzuordnen ist, stellt die EP „Tiere sind cool“ von Huhnmensch & der böse Wolf dar.
Die organischen Beats, basierend auf Jazz-Samples mit einem Faible für Blasinstrumente, können locker mit anderen bewährten Produktionen dieser Art mithalten und dominieren auch den Gesamteindruck der Platte. Die Produzenten Emil F. und Alesh The 3st haben sich alle Mühe gegeben den schmalen Grat zwischen Abwechslung und Stringenz zu meistern. Es wurden Live-Instrumente eingespielt, gemischt, gemastert und die Cuts an den richtigen Stellen gesetzt. Wer hätte gedacht, dass Raps von einem King Kool Savas aus Mitte der 1990er Jahre auf solchen Beats so harmonisch klingen können?
Thematisch geht es leider nicht über den Horizont ihrer Basecaps hinaus. Es wird „realgekeept“ was das Zeug hält – Rap über „Rap-typische“ Dinge wie den musikalischen Background, ihre Stadt Wien und den eigenen Werdegang mit teilweise fragwürdigen Metaphern. Die an den Tag gelegte Attitüde wirkt zwar stets authentisch subversiv, allerdings mindestens ebenso langweilig für mich. Wobei gesagt werden muss, dass die Beiden ihr Handwerk verstehen, wenn es um Reime, Groove und Atmosphäre geht. Auch stimmlich ergänzen sich die Zwei wunderbar. Mir persönlich fehlt hier nur einfach der Überraschungsmoment, wobei eine solche musikalische Ausrichtung meistens weniger darauf abzielt, sondern eher zum durch den Tag kommen oder Nebenbeihören dient. Und das tut die EP auch vollends!
„Tiere sind Cool“ ist eine Platte auf der für mich der „State of the Art“, allerdings nicht der „State of Mind“ stimmt und dass mehr durch die Themenwahl als durch ihr Handwerk zu einer Geschmacksfrage wird.
Stream
Tracklist
01. Charles Darwin Antithese
02. Tipp: Fritteusen aus der Zukunft
03. Tipp: Heast Hawara
04. Der eigene Stand (feat. Fant)
05. Tipp: Fuck the Mall
06. Stadtkind
07. Seestadt
EP-Cover
Der Beitrag Who’s On Next: Huhnmensch & der böse Wolf – „Tiere sind Cool“ EP (Full Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.