In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder vor kurzem veröffentlichten Alben vor. Grundlage sind fünf kurze Fragen, die sich rund um das Release drehen.
Bei Mo-Torres (Artist Feature #134) verhält es sich wohl wie bei vielen anderen Rappern: Nach dem Album ist vor dem Album. „Irgendwo Dazwischen“ hat noch nicht einmal ein Jahr auf dem Buckel, aber wer rastet, der rostet, denkt sich zumindest der Kölner und veröffentlicht in zwei Wochen eine neue EP namens „Jung us’m Veedel“. Kurz vor dem Release haben wir uns mit Mo getroffen, um ein wenig über die EP zu sprechen, die seiner Heimatstadt gewidmet ist.
EP Facts
- 8 Tracks
- Features: Darius Zander
- Releasedate: 27. Mai 2016
- Produzenten: Sytros und Johnny Illstrument
Interview
Dein letztes Release „Irgendwo Dazwischen“ erschien im Juli des letzten Jahres. Wie hast du die Resonanz darauf wahrgenommen und was hat sich in der Zwischenzeit alles bei dir getan?
Die Resonanz war vollkommen in Ordnung. An sich ist es ja immer dasselbe, man bekommt größtenteils nur das positive Feedback mit, aber an sich war es echt ganz gut!
Seitdem hab’ ich mich viel über deutschen Rap und seine Entwicklungen aufgeregt, weil ich vieles einfach nicht verstanden habe. Irgendwann hab’ ich mir dann gedacht „Was soll ich mich darüber aufregen, ändern kannst du es sowieso nicht!“ um meine Mukke dann zumindest so zu machen, wie ich mir das aktuell wünsche. Fernab von jeglichen Trends und einfach das, worauf ich Lust habe.
Dein letztes Album gibt eine Phase in deinem Leben wieder, die nicht immer einfach für dich gewesen ist. Deine neue EP widmet sich deiner Heimatstadt Köln. Wie würdest du die beiden Releases für dich selbst einordnen?
Es hat sich einiges an meiner Einstellung geändert. Viele Dinge sehe ich inzwischen gelassener und ich versuche mehr die positiven Erfahrungen aufs Blatt zu schreiben, als die negativen. Aus dem einfachen Grund, dass ich gemerkt habe, dass wenn es mir mal nicht so gut geht, mich positive Musik eher wieder aufstreben lässt, als es etwas melancholischere Töne könnten.
Anhand deiner ersten Video Single „JuV“ könnte man denken, dass du die Arbeit an der EP etwas lockerer angegangen bist als bei deinem letzten Release. Ist dieser Eindruck richtig?
Inwiefern lockerer? Ich würde das Wort „freier“ benutzen. Irgendwie war die Herangehensweise an die EP einfach entspannter und ich konnte einfach drauf los schreiben. Dabei entstehen, zumindest in meinem Fall, oftmals viel bessere Songs als bei furchtbar lange konzipierten Tracks an denen man tagelang, wenn nicht wochenlang schreibt und irgendwie diese Momentaufnahme überhaupt nicht mehr transportieren kann.
Für die Produktion habe ich mit Sytros und Johnny Illstrument lediglich zwei Produzenten ins Boot geholt, die genau meinen Geschmack treffen. Danke nochmal an der Stelle an die Jungs, geile Arbeit! Für die Aufnahmen bin ich nach Soest zu meinen Kollegen von Medienflug gefahren und habe dort drei Studiotage aufgenommen. Mix und Master gingen dann über Dropbox gefühlte 1000 Mal hin und her bis ich dann zufrieden war. Und nun ist das gute Ding endlich fertig und ich kann es kaum abwarten!
Die EP ist bekanntlich eine Ode an Köln. Was kann man darüber hinaus noch erwarten?
Mit „Kein Leidgesang“ beleuchte ich das Aufwachsen in den 90er Jahren einmal von einer gewissen anderen Seite. Ich vergleiche die Kindheit damals mit der heutigen, allerdings ohne enfach nur sinnlos Dinge aus dieser Zeit aufzuzählen wie z.B. Tetris, Center Schock, Helly Hansen Jacke und so was. Ich verknüpfe stattdessen gewisse Situationen einfach mit Erinnerungen und vergleiche ein und dieselbe Situation von damals mit der, wie sie heute aussehen würde.
Auf „Ärmste Sau der Welt“ zeige ich klassische Männerprobleme auf und wage mich sogar an die Probleme der Frauenwelt, natürlich alles mit einem Augenzwinkern. „Scheinwelt & Maskenball“ zeigt so ein wenig das Problem auf, sich lediglich unter maskierten Schauspielern zu bewegen und dabei den Kontakt zur echten Welt zu behalten um sich als man selbst, als echte Person durchzuschlagen. Schwierig genug heutzutage in einer Welt voller Chamäleons die sich je nach Situation und Umfeld wandeln können und verschiedene Charaktere einnehmen. Joa, da braucht man die EP ja kaum noch hören würd ich sagen, alles schon gesagt. (lacht)
Hast du im Zuge von „Jung us’m Veedel“ noch die eine oder andere Überraschung für uns in Petto?
Ja sicher, hoffe ich doch! Am 03. Juni feiern wir eine großartige Releaseparty in der Kölner Szene-Location Underground (FB-Event), spielen dort mit einem Live-Drummer – das erste Mal für mich – und haben auch sonst musikalische Überraschungen wie Special Guests und vieles mehr .
Was kommt nach der EP?
Hoffentlich relativ zeitnah das Album. Ansonsten lasse ich mich von der Resonanz überraschen und spiele danach erstmal etwas mehr Live. Im Juli geht es dann nach Spanien, denn Urlaub hab ich dringend nötig!
Carolin Kebekus findet das Selbstbild der Kölner seltsam. Ihre Liebe für die Stadt könne niemand nachvollziehen. „Unser Lokalpatriotismus nervt alle“. Was denkst du darüber?
Ist schwer nachzuvollziehen, wenn man diesen Lokalpatriotismus selbst so intensiv lebt. Aber den Ansatz verstehe ich auf jeden Fall, der Kölner ist stolz auf seine Stadt wie kein Zweiter, lacht zwar auch über seine Stadt aber lässt letzten Endes absolut nichts auf sie kommen und träumt nach einem Sieg seines Vereins von der Champions League. Das sollte man natürlich immer mit einem Lächeln nehmen, so wie der Kölner selbst es auch tut. Wir lieben nun mal unsere Domstadt.
Album Cover
Tracklist
01. Intro
02. Scheinwelt & Maskenball
03. Kein Leidgesang
04. Heimat (feat. Darius Zander)
05. Ärmste Sau der Welt
06. Jung us’m Veedel (Video)
07. Heimat (Piano Version) (feat. Darius Zander)
08. Mein letztes Hemd (feat. Darius Zander) (Audio)
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Der Beitrag Mo-Torres über seine aktuelle EP „Jung us’m Veedel“ (Interview) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.