Hinter den GloomyBoyz verbergen sich Lil Creep, Lord Rakko und DJ Krypr, besser bekannt als Casper, Montana Max und Markus Ganter. Das Trio versorgt, vorallem die langjährigen Casper-Anhänger mit dem lang erwarteten puren Rap-Album „Auz der Grvft“.
„Casper ist allerdings jemand, der dieses Lebensgefühl kennt. Er wuchs die ersten Jahre seines Lebens in einem Trailerpark in der Nähe von Atlanta auf…Casper weiß, wie er seinen Flow an Künstler wie Migos oder A$AP Ferg anlehnen kann, weil er diese selber feiert“, schrieb Noisey einst in ihrem Bericht „Deutschtrap braucht die Welt. Oder ist es eine Falle?“ (2014). Nun knapp zwei Jahre später versucht Casper als Lil’ Creep an der Seite von Montana Max aka Lord Nakko dies nun unter Beweis zu stellen.
Ob nun Cloud-Rap, Trap, oder Down South: Es spaltet die Gemüter. Jüngste Releases von Mauli, LGoony und Crack Ignaz stehen in ihren Produktionen den amerikanischen Vorbildern in nichts nach und besitzen auch die nötige Eigenständigkeit. Dennoch können sich sicher nicht alle Fans mit den sanften Stringpads, wahlweise knallenden oder vor sich hinwabernden 808-Drums auf 70bpm anfreunden.
Seit „XOXO“ und seiner Spotify-Playlist „13 Songs That Inspired Hinterland“ wissen wir, dass Casper noch immer ein Fan von vielem ist und dies auch in seiner Außendarstellung offen zur Schau stellt. So auch auf „Auz Der Grvft“. Vom Cover über die Videoauskopplung zu „Keiner“ bis hin zum Sound bekommen wir jede Menge Reminiszenzen. Und im Falle von Casper kann man fast schon davon ausgehen, dass das Cover und die Masken bewusst an die Berliner Untergrund-LP „Vom Teufel Gesandte Dämonen“ von Vork & Dent erinnern soll.
Nun werden natürlich auch Stimmen laut, die von „aufgesetzt“ und „fehlender Authentizität“ sprechen. Auch geschuldet durch die momentane Übersättigung, sprich der starken Präsenz auf der einen Seite von ihm als „Emo-Rapper“ und auf der anderen von Cloud-Rap generell. Hier sollte man allerdings die Kirche im Dorf lassen. Hat es vor knapp zehn Jahren jemanden gekümmert, das Casper ausschließlich Representer-Tracks geschrieben und gerappt und ausgesehen hat wie ein Dipset-Mitglied? Wohl kaum!
Casper (2010): „XOXO“ war noch nicht draussen, die unsicherheit riesig und die euphorie gross. niemand wusste, wo die reise hingehen würde und welch absurde achterbahnfahrt uns bevorstehen würde.“
Ich für meinen Teil habe mich seit den ersten Anzeichen auf das berüchtigte „straighte“ Rap-Album von Casper gefreut und wurde erst einmal nicht enttäuscht. Fest steht: Lil’ B würde zu den ersten drei Beats entspannt vor sich hin trappen. Zu „Schwarze Shirts & Jeans“, das bestimmt absichtlich Erinnerungen an vergangene Frauenarzt-Zeiten hervorrufen soll, kann man live mit böser Miene auf die Monitorboxen stampfen und wilde Mosh-Pits bilden, soweit es das Rap-Publikum zulässt. Mit drückendem Beat und gekonnt eingesetzter Autotune-Hook von Nico (K.I.Z.), dessen piepsige Gesangsstimme optimal damit harmoniert, wird der Track „Lass die Steine fliegen“ auf Haus-Partys garantiert zum Dauergast und jeder kann getrost imaginäre Scheine – pardon Steine – durch den Raum werfen.
Das es bei Trap und Partytauglicher Musik automatisch etwas an Themenvielfalt mangelt, war absehbar. Und obwohl Casper für viele einer der gewieftesten Arrangeure und Songschreiber der Republik ist, steht ihm diese Armut besser als seinem Partner. Generell geht Montana Max neben Casper leider ziemlich unter, auch wenn er stellenweise wirklich gute Lines hervorbringt: „Und ey sie tanzt, bis die Scheine wieder lila sind / Ich tanz nie im Leben, nur auf lilaner Substanz.“
Auf „Auz Der Grvft“ gibt es viel altbewährtes: Südstaatenbeats, leiernde Half-Time-Vorträge mit etwas schnelleren Passagen dazwischen, einfach gehaltene Hooks, die besonders auf Wiederholungen einzelner Phrasen setzen, Adlib-Skills und vieles mehr. Der Gesamtklang der Platte ist mehr Staaten-Kopie als der von den oben genannten Künstlern. Der Grund: Offensichtlich sind die vorliegenden 20 Minuten aus purem Spaß an der Sache entstanden und sollen alles andere als einen musikalischen Fortschritt darstellen. Hier wurde nichts von langer Hand geplant. Wäre die EP als Free-Release erschienen hätten es wohl durch die Bank alle auch so aufgefasst. Und trotz haufenweiser Persiflagen hoffe ich, dass es bei Projekt eine Fortsetzung geben wird.
Full Stream
Tracklist
01. Duck dich (Doom Gang)
02. Keiner (Tipp!)
03. Schwarze Shirts & Jeans (Tipp!)
04. Lass die Steine fliegen feat. Young Lit (Tipp!)
05. Tief und langsam
Album Cover
Weitere Informationen über die Gloomy Boyz findet ihr auf Facebook.
Der Beitrag GloomyBoyz – „Auz der Grvft“ (Review + Album Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.